Was Ihnen die Stellenausschreibung über das Unternehmen verrät
Von Walter Brandl am 01/09/2016Auf der Suche nach einem neuen Job ist man in den meisten Fällen automatisch auch auf der Suche nach einem neuen Unternehmen. Dieses soll natürlich immer auch persönlichen Vorstellungen und Ansprüchen entsprechen. Um herauszufinden, ob die „Chemie stimmt“, gibt es verschiedene Wege. Nicht nur die Webseite und verschiedene Social Media-Kanäle bieten nützliche Anhaltspunkte. Auch Stellenanzeigen sind gute Möglichkeiten, um ein Unternehmen besser kennenzulernen. Was Ihnen eine Stellenanzeigen alles verraten kann, lesen Sie in diesem Beitrag.
Die Originellen
Jeder von uns hat gewisse Vorstellungen von klassischen Stellenausschreibungen. Humor, Originalität und augenzwinkernde Formulierungen gehören hier selten dazu. Dabei können Jobanzeigen mit dem gewissen Etwas durchaus positiv aus der Masse hervorstechen und suggerieren, dass es sich hierbei um einen überaus angenehmen Arbeitgeber handelt. Natürlich bedeuten Witzeleien nicht automatisch, dass in dem Unternehmen alles erlaubt ist, sie können aber durchaus darauf hinweisen, dass hier eine eher lockere und entspannte Atmosphäre herrscht.
Die Fordernden
Die Kunst beim Einschätzen von Stellenausschreibungen ist es, auch zwischen den Zeilen zu lesen und bestimmte Formulierungen zu interpretieren. Was so manche Floskel bedeutet und wie welche Anforderungen einzuschätzen sind, haben wir Ihnen bereits im Artikel „Der Job-Code: Was kryptische Formulierungen in der Stellenausschreibung bedeuten“ erläutert.
Wer vor einem Jobwechsel steht, sollte die entsprechenden Angebote stets genau unter die Lupe nehmen und sich beispielsweise fragen, welche Anforderungen an den Bewerber gestellt werden. Geht aus der Ausschreibung hervor, dass Sie „flexibel, ehrgeizig und belastbar“ sein sollen? Dann kann das durchaus darauf hinweisen, dass Ihr potentieller Arbeitgeber einiges von Ihnen verlangen wird. Ganz ähnlich verhält es sich, wenn das angekündigte Aufgabenspektrum stark daran zweifeln lässt, dass es sich bei der ausgeschriebenen Stelle tatsächlich „nur“ um einen 40 Stunden-Job handelt.
Lassen Sie sich nie von einer Stellenausschreibung einschüchtern. Auch wenn die Gesuche manchmal so klingen, als müssten Sie Super(wo)man sein, um den Job auszuüben, sind viele Formulierungen nur aufgeplustert – womit wir zum nächsten Punkt kommen.
Die Schaumschläger
Unternehmen, die eine Stelle besetzen wollen und demzufolge ausschreiben, sind natürlich darum bemüht, sich nach außen so positiv wie möglich darzustellen. Dass manche Firmen dabei dezent übers Ziel hinausschießen, liegt nicht nur auf der Hand, sondern zeigt einmal mehr, dass niemand perfekt ist – egal, wie stark das Streben nach Perfektionismus auch sein mag.
Wenn Sie eine Stellenausschreibung vor sich liegen haben und jedes dritte Wort zum besseren Verständnis googlen müssen, dann kann das bedeuten, dass Sie für den Job nicht qualifiziert sind. Es kann jedoch auch darauf hinweisen, dass jemand versucht hat, die Ausschreibung ein bisschen (sehr) aufzumotzen. Wenn anstelle eines Hausmeisters ein Facility Manager gesucht wird oder das Unternehmen unbedingt einen Mitarbeiter für Public Affairs (und nicht für Öffentlichkeitsarbeit) einstellen will, dann ist das in aller Regel der Versuch, den Job interessanter, exklusiver und/oder exotischer klingen zu lassen – und damit nichts weiter als ein stilistisches Mittel. Lassen Sie sich von aufgebauschten Stellenausschreibungen voller Anglizismen nicht einschüchtern. Diese werden Ihnen überall, beispielsweise auch in Spezial-Jobbörsen, begegnen und gehören inzwischen zum Bewerbungsalltag.
Die Geradlinigen
Das Gegenteil der Schaumschläger sind die Unternehmen, die in ihren Stellenausschreibungen ganz bewusst auf einen geraden beziehungsweise minimalistischen Stil setzen. Jobangebote, die mit wenig Text auskommen und als schnörkellos bezeichnet werden können, ziehen häufig viele Bewerber an. Die Kunst beim Lesen dieser Gesuche ist es, den wenigen Worten so viele Informationen wie möglich zu entlocken. Dementsprechend anspruchsvoll ist es auch, eine passende Bewerbung zu verfassen. Wer hier punkten kann, ist seinem Traumjob schon ein ganzes Stück näher.
Während kreative Stellenausschreibungen dazu einladen, kreative Bewerbungen zu versenden, weist ein minimalistischer Stil darauf hin, dass es das Unternehmen gern short & simple mag.
Die Opulenten
Jeder kennt diese Stellenangebote, die allein schon durch ihren Umfang ins Auge stechen. Detaillierte Beschreibungen von Anforderungen, Aufgaben etc. lassen darauf schließen, dass das Unternehmen hinter der Ausschreibung ganz genau weiß, was es will – und diese Wünsche auch rigoros einfordert. Ob das auch bedeutet, dass sich diese Unternehmen besonders wichtig nehmen, kann nicht pauschalisiert gesagt werden. Feststeht auf jeden Fall, dass Sie als Bewerber einiges bieten müssen, um zu überzeugen.
DieFlexiblen
Die Anforderungen an den Bewerber lassen sich in jeder Stellenausschreibung in „Must Haves“ und „Nice to Haves“ unterteilen. Was worunter zu verstehen ist, können Sie in dem Artikel nachlesen, auf den wir Sie weiter oben bereits hingewiesen haben. Wichtig ist jedoch nicht nur zu wissen, welche Anforderung zu welchem „Lager“ gehört, sondern auch, wie die Verteilung ist. Hier gilt: Je mehr „Nice to Haves“ die Stellenausschreibung beinhaltet und je mehr die „Must Haves“ dadurch in den Hintergrund gerückt werden, umso flexibler kann die Stelle eingeschätzt werden. Wer hier wieder zwischen den Zeilen liest, kann unter Umständen auch erkennen, dass das Unternehmen selbst gar nicht so genau weiß, was (oder wen) genau es sucht. Wer sich ungern festlegt und Wert auf ein offenes Arbeitsfeld legt, könnte hier einen Volltreffer landen.
Die Versprecher
Die ausgeschriebene Stelle verspricht „beste Aufstiegschancen“, ein „überdurchschnittlich hohes Gehalt“, „nette und offene Kollegen“, „flache Hierarchien“ und ein „entspanntes und lockeres Arbeitsumfeld“? Das klingt nicht nur zu schön um wahr zu sein, das kann auch gar nicht wahr sein. Achten Sie immer darauf, wie viele Versprechen Ihnen das Unternehmen über die Stellenausschreibung macht und werden Sie aufmerksam, wenn diese ein durchschnittliches Maß übersteigen. Natürlich gibt es Unternehmen, denen sehr viel an der Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter liegt, doch irgendwo ist immer eine Grenze. Wenn in der Ausschreibung das Blaue vom Himmel versprochen wird, kann das durchaus der Versuch sein, über negative Aspekte hinwegzutäuschen.
Es gibt im Internet gewisse Plattformen, auf denen Arbeitgeber bewertet werden. Hier können Sie sich vor dem Jobwechsel umfassend informieren, ob die Versprechungen der Wahrheit entsprechen oder doch nur heiße Luft sind.
- Immer genau hinschauen
Stellenangebote geben Ihnen nicht nur Infos zu einem neuen Job, sondern verraten Ihnen auch viel über das Unternehmen, das dahinter steckt. Nehmen Sie sich daher immer die Zeit, auch einmal zwischen den Zeilen zu lesen und gewisse Formulierungen oder Gestaltungsmerkmale zu interpretieren. Hierbei sollte man natürlich nicht übertreiben. Es kommt wie so oft im Leben auf das gesunde Mittelmaß an.