Langeweile im Job? Vorsicht vor dem Boreout
Von Jessika Fichtel am 07/08/2017Wenn jemand unter Burnout leidet, weiß mittlerweile jeder (zumindest in groben Zügen), was darunter zu verstehen ist. Das Syndrom tritt in Folge von dauerhafter beruflicher Belastung auf und signalisiert den Betroffenen, dass es höchste Zeit für eine Pause ist. Immer öfter ist nun allerdings auch von einem anderen Syndrom die Rede, das zumindest dem Klang nach dem Burnout sehr ähnlich ist. Die Rede ist vom Boreout. Lesen Sie hier, was sich dahinter verbirgt, welche Folgen das Boreout-Syndrom mit sich bringen kann und was Sie dagegen unternehmen können.
Boreout: Wenn Langeweile krank macht
Was ist Boreout? Mit dieser Frage beschäftigen sich derzeit viele Menschen. Eine allumfassende Antwort gibt es bisher noch nicht, denn noch immer ist das Syndrom nicht ausreichend erforscht. Was man bereits weiß: Boreout tritt aufgrund chronischer Unterforderung und Langeweile im Job auf und – so merkwürdig es auch klingen mag – es kann krank machen.
Betroffene fühlen sich häufig missverstanden. Wie kann ein entspannter Arbeitsalltag krank machen? Warum sollte Nichtstun körperliche Leiden hervorrufen? Gerade weil Boreout bisher nicht ausreichend erforscht wurde und bei weitem nicht so populär wie sein „Bruder“ Burnout ist, bleiben Fragen wie diese oft unbeantwortet.
Boreout haben bedeutet nicht faul zu sein
Wer unter dem Boreout-Syndrom leidet, ist nicht faul. Ganz im Gegenteil – viele der Betroffenen würden sich gern in einen aufregenden, abwechslungsreichen und herausfordernden Arbeitsalltag stürzen, haben aber nicht die Gelegenheit dazu. Die Aufgaben sind schnell erledigt, die Kunden im Handumdrehen zufriedengestellt und häufig ist nichts mehr zu tun, noch ehe die Mittagspause begonnen hat.
Boreout-Patienten sind chronisch unterfordert. Ihr Job bietet ihnen nicht die Herausforderung, die sie benötigen. Stattdessen: Grenzenlose Langeweile, die nicht nur aufs Gemüt schlägt, sondern irgendwann auch zu einer wahren Gefahr für die körperliche und geistige Gesundheit werden kann.
Die Auswirkungen des Boreout-Syndroms
Das Boreout-Syndrom ist keine „eigenständige“ Krankheit, sondern vielmehr der Auslöser für viele weitere Beschwerden. Zu den klassischen Auswirkungen der chronischen Unterforderung gehören:
- Antriebslosigkeit
- Niedergeschlagenheit
- Stimmungsschwankungen
- Depressionen
- Tinnitus
- Magen-Darm-Beschwerden
- Schlaflosigkeit
- Kopf- und Gliederschmerzen
Vorgesetzte tragen häufig Mitschuld
Die Symptome vom Boreout sind denen vom Burnout sehr ähnlich. Nicht zuletzt deswegen werden die beiden Syndrome inzwischen gern im gleichen Atemzug genannt. Trotzdem ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass es sich hierbei um zwei völlig verschiedene Paar Schuhe handelt.
- Burnout tritt nach einer langen Phase der beruflichen Überforderung auf. Der Betroffene trägt in der Regel selbst Schuld.
- Boreout tritt nach einer langen Phase der beruflichen Unterforderung auf. Der Betroffene kann hierfür häufig nichts.
Wenn der Job keinerlei Herausforderungen bietet und langweilig ist, dann liegt das nicht selten daran, dass der Vorgesetzte seine Mitarbeiter nicht individuell fordert und fördert. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass das Boreout-Syndrom von Unternehmen ernst genommen und nicht ignoriert wird. Den Vorgesetzten allein die Schuld in die Schuhe zu schieben, wäre allerdings nicht nur unfair, sondern auch nicht ganz korrekt beziehungsweise vollständig beleuchtet.
Die Kunst, beschäftigt zu wirken
Jeder von uns hat es schon einmal getan, doch nur die wenigsten reden offen darüber. Wer sich hin und wieder eine zusätzliche Pause gönnen will, kann diese mit einem simplen Trick herbeiführen: Einfach so tun, als wäre man schwer beschäftigt, obwohl nichts zu tun ist. Klingt harmlos, kann aber schwere Folgen mit sich bringen.
Manche haben ihre schauspielerischen Fähigkeiten im Laufe der Zeit so sehr perfektioniert, dass sie häufiger mit Nichtstun beschäftigt sind als zu arbeiten. Was als kleine Verschnaufpause begann, wird dann unter Umständen schnell zum Boreout. Denn wer angeblich keine neuen Aufgaben vom Chef braucht, bekommt auch keine. Ist das Faulenzen zu Beginn noch erholsam und irgendwie auch witzig, wird es im Laufe der Zeit immer mehr zur Belastung. Es ist paradox, dass viele, die unter Boreout leiden, so beschäftigt wirken, dass man denken könnte, sie erleiden bald einen Burnout.
Um nicht dem Boreout zum Opfer zu fallen, sollten Sie in der Lage sein, Ihrem Vorgesetzten zu signalisieren, wenn Sie eine neue Aufgabe brauchen, sich langweilen oder schlichtweg unterfordert sind. Wer stattdessen einfach vorgibt, beschäftigt zu sein, tut weder seinem Arbeitgeber noch sich selbst einen Gefallen.
Was tun gegen den Boreout?
Wenn Sie merken, dass Sie chronisch unterfordert sind, sollte der erste Handlungsschritt ein Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten sein. Reden Sie über mögliche Veränderungen in Ihrem Arbeitsalltag und machen Sie deutlich, dass Sie nicht all Ihre Potentiale nutzen können. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, sich zu fragen, was Sie selbst tun können, um sich noch mehr zu entfalten.
Wenn trotz dieses Gesprächs keine Besserung in Sicht ist, ist es wahrscheinlich sinnvoll, sich nach einem neuen Job umzusehen und von Anfang an gewisse Anforderungen an diesen zu stellen. Hier einige Beispiele:
- Aufgabenprofil, das zu Ihren Fähigkeiten passt
- Möglichkeiten der Weiterentwicklung / Weiterbildung
- Aussichten auf eine Führungsposition
- Verantwortung
- abwechslungsreicher Arbeitsalltag mit möglichst wenigen Routinen
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Ihr aktueller Job füllt Sie zwar nicht vollständig aus, ist Ihnen aber trotzdem wichtig? Wenn die Kündigung keine Option für Sie ist, können Sie auch über die Möglichkeit Multijobbing nachdenken. Als sogenannter Multijobber haben Sie mehrere Jobs – entweder im Angestelltenverhältnis oder auch in Form einer nebenberuflichen Selbstständigkeit. Der Vorteil liegt auf der Hand: Sie üben weiterhin Ihren alten Job aus (vielleicht in Teilzeit) und können sich trotzdem auch auf neues Terrain wagen und verschiedene Möglichkeiten ausprobieren. Die moderne Arbeitswelt wird immer flexibler und individueller. Es ist nicht länger nötig, Ihre Erfüllung in einem einzigen Job zu finden.
Dass arbeiten krank machen kann, wird niemand abstreiten. Anders verhält es sich bei der Aussage, dass auch nicht arbeiten einen negativen Einfluss auf unsere Gesundheit haben kann. Das Boreout-Syndrom wird noch immer von vielen belächelt und unterschätzt. Dabei ist es wichtig, dass sich sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer damit auseinandersetzen und erkennen, dass es sich hierbei keinesfalls um eine Erfindung der Medien handelt.