Haben Sie schon ein digitales Mindset?
Von Walter Brandl am 18/04/2017Wer sich als Bewerber auf dem modernen Arbeitsmarkt behaupten und gegen die Konkurrenz durchsetzen will, muss sich zwangsweise mit den Veränderungen beschäftigen, die von der digitalen Transformation ausgehen. Unser aller Arbeitsleben wird zunehmend digitaler und verändert sich teilweise extrem. Es ist nur logisch, dass hierdurch viele neue Herausforderungen entstehen und neue Fähigkeiten gefragt sind. Im Fachjargon wird die Fähigkeit, mit den Änderungen der Digitalisierung umzugehen, auch digitales Mindset genannt. Besitzen Sie dieses bereits? Oder müssen Sie erst noch herausfinden, was das ist?
Die digitale Transformation des Arbeitsmarktes und ihre Gesichter
Immer wieder hören und lesen wir von der Digitalisierung und ihren Auswirkungen auf die klassischen Berufe und den Arbeitsmarkt im Allgemeinen. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Was versteckt sich hinter der digitalen Transformation und auf welche Weise wird sie sichtbar?
Die Digitalisierung der Arbeitswelt bedeutet in erster Linie die rasante Veränderung und Weiterentwicklung technischer Möglichkeiten. Immer mehr Prozesse laufen digital ab, neue Innovationen bahnen sich ihren Weg und zahlreiche Arbeitsprozesse werden automatisiert (sprich: Der Mensch wird durch eine Maschine ersetzt).
Eng mit der digitalen Transformation verbunden ist auch die Entstehung vieler neuer Arbeitsmodelle. Digitale Nomaden können – ausgerüstet mit einem Laptop und einem Smartphone – überall auf der Welt arbeiten, Angestellte sind nicht mehr an das Großraumbüro gefesselt, sondern können ihre Aufgaben auch im Home Office erledigen, riesigen digitale Clouds ermöglichen den Zugriff auf Daten, ohne dass jeder Mitarbeiter einen festen Arbeitsplatz hat. Der Siegeszug der New Work-Bewegung in den letzten Jahren hätte ohne die digitale Transformation so gar nicht stattfinden können.
Weiterhin muss gesagt werden, dass in den kommenden Jahren einige Berufe aufgrund der digitalen Transformation verschwinden oder sich zumindest stark verändern werden. Dem gegenüber stehen allerdings einige neue Berufe, die erst durch die Digitalisierung geschaffen wurden und nun auf dem Vormarsch sind.
Nicht zuletzt muss auch the internet of things, also das Internet der Dinge, als Ausprägung der digitalen Transformation aufgeführt werden. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis die meisten von uns das, was sie brauchen, einfach selbst mithilfe von einem 3D-Drucker herstellen.
Was ist das digital mindset?
Gleich vorweg: Nicht jeder hält den Begriff des digitalen Mindsets für sinnvoll, beziehungsweise manche sehen darin eines jener aufregenden Modewörter, die einen Blogbeitrag interessanter machen sollen.
Grundsätzlich ist das digitale Mindset (also die Einstellung) klar von den digitalen Skills (sprich: den Fähigkeiten) abzugrenzen. „Persoblogger“ Stefan Scheller führt hierzu das Beispiel Snapchat auf: Ein Mensch mit gut ausgeprägtem digital Mindset erkennt durchaus das Potential in dieser Plattform und auch die Unterschiede gegenüber vergleichbaren Angeboten. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass er auch die digital skills besitzt, die notwendig sind, um diese doch recht knifflige App auch wirklich bedienen zu können."
Im Sinne von Stefan Scheller kann das digitale Mindset folgendermaßen definiert werden: Das grundlegende Verständnis sowie die offene und neugierige Haltung gegenüber neuen Technologien, der fortschreitenden Digitalisierung und ihrem Einfluss auf unser Leben. Menschen mit einem digitalen Mindset verfolgen den Grundsatz: „Digital first!“ Das bedeutet aber nicht, dass sie auch automatisch über digitale skills verfügen. Eine Verknüpfung beider Bereiche ist allerdings wahrscheinlich.
Digital Mindset in der Praxis
Falls Sie gerade auf Jobsuche sind, ist ein vorhandenes und gut ausgeprägtes digital Mindset natürlich absolut von Vorteil. Mehr dazu weiter unten. Das Problem ist allerdings, dass Sie diese „Fähigkeit“ nur sehr schwer nachweisen können. Die meisten Unternehmen beziehungsweise Personaler und Recruiter, die auf der Suche nach neuen Mitarbeitern sind, wollen zwar Leute mit digitaler Affinität im Team haben, beschränken diese jedoch automatisch auf die digitalen Fähigkeiten. Der Grund: Diese sind leichter zu erkennen beziehungsweise besser „nachweisbar“.
Generation Y – automatisch mit einem digitalen Mindset ausgestattet?
Die Vermutung liegt nah, dass gewisse Personengruppen das digital mindset sozusagen mit der Muttermilch aufgesaugt haben. Viele Vertreter der Generation Y sind mit dem Internet aufgewachsen und haben es von Anfang an als normales Medium wahrgenommen. Deswegen werden sie auch gern als digital natives – also digitale Ureinwohner – bezeichnet. Das bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass sie auch mit einem digitalen Mindset ausgestattet sind. Nochmal: Wer weiß, wie ein Smartphone zu bedienen ist und wie man per Messenger Fotos und Videos verschickt, verfügt nicht automatisch über ein grundlegendes Verständnis und die Offenheit für digitale Prozesse und neue Technologien.
Das digitale Mindset ist nichts, was einem automatisch gegeben ist. Man kann (und muss) es erlernen. Dabei ist es völlig egal, welcher Generation man angehört und welche „Internet-Vorgeschichte“ man gehabt hat. Wichtig ist letztendlich nur, dass man den digitalen Prozessen gegenüber offen ist und sich dem Thema immer auch mit einer großen Portion Neugierde nähert. Die digitalen skills an sich werden dann oft automatisch („nebenbei“) erlernt.
Digitales Mindset als Wettbewerbsvorteil
Auch wenn wir uns mitten in der digitalen Transformation befinden, haben immer noch erstaunlich wenige Menschen begriffen, wie wichtig es ist, sich den Veränderungen zu öffnen. Bewerber mit einem ausgeprägten digitalen Mindset sind nach wie vor Mangelware – und das, obwohl Unternehmen händeringend nach ihnen suchen.
Für Sie bedeutet das, dass Sie Ihr digitales Mindset (das entweder schon vorhanden ist oder nun ausgebaut wird) als Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen Bewerbern einsetzen können. Seien Sie den anderen einen Schritt voraus, indem Sie die Facetten der Digitalisierung nicht nur nutzen, sondern auch die dahinter versteckten Potentiale tatsächlich verstehen.