Fremdsprachenkenntnisse als Schlüssel für eine erfolgreiche Jobsuche
Von Walter Brandl am 11/04/2017Die Suche nach einem neuen Job ist leider nicht immer ein Kinderspiel. Wenn sich der Bewerbungsprozess in die Länge zieht und eine Absage nach der anderen ins Haus flattert, ist das eine Zerreißprobe für die Nerven und eine echte Herausforderung für die eigene Motivation. Wichtig ist, in dieser Situation nicht einfach abzuwarten und Däumchen zu drehen. Sie als Bewerber haben Ihr Glück zu jeder Zeit selbst in der Hand. Lässt die erlösende Einladung zu einem Bewerbungsgespräch auf sich warten, ist es durchaus klug, die bisherige Strategie einmal zu überdenken. Vielleicht sind ja Fremdsprachenkenntnisse die Eintrittskarte zu Ihrem neuen Job.
Fremdsprachen sind unverzichtbar, Englisch ein Muss
Wer glaubt, dass nur viel reisende Geschäftsleute und Dolmetscher sehr gute Fremdsprachenkenntnisse vorweisen müssen, der irrt sich gewaltig. Etwa die Hälfte aller Erwerbstätigen in Deutschland ist im Job auf mindestens eine Fremdsprache angewiesen. Dabei ist es völlig egal, in welcher Branche Sie tätig sind. Nicht nur Akademiker, sondern auch immer mehr Facharbeiter, die in handwerklichen oder industriellen Berufen tätig sind, kommen nicht mehr um Vokabeln und Grammatikregeln herum.
Am gefragtesten ist nach wie vor die Weltsprache Englisch. Doch gerade weil diese so unentbehrlich ist, gilt sie inzwischen als Selbstverständlichkeit beziehungsweise Schlüsselqualifikation in vielen Berufen und Stellenausschreibungen. Sich in seinen Bewerbungsunterlagen mit eingerostetem Schulenglisch zu brüsten, bringt (leider) längst nicht mehr den erwünschten Effekt mit sich.
Sprach-Zertifikate als überzeugendes Argument
Um sich im Bewerbungsprozess gegen die Konkurrenz durchzusetzen, ist es immer von Vorteil, die Fremdsprachenkenntnisse durch ein Zertifikat bescheinigen zu können. Die Zahl der unterschiedlichen Sprach-Zertifikate ist riesig und deutet an, wie viele verschiedene Möglichkeiten es (nicht nur im Bereich Englisch) gibt. Zu den bekanntesten Zertifikaten gehören:
- Test of English as a foreign Language (TOEFL)
- Test of English for international communication
- Cambridge First Certificate in English
- Cambridge Business English Certificate
- English for Business
Weitere Fremdsprachen sind Trumpf
Selbstverständlich gibt es auch vergleichbare Zertifikate für andere wichtige Fremdsprachen wie zum Beispiel Spanisch, Französisch, Portugiesisch oder Russisch. Es lohnt sich durchaus, auch in diesen Bereichen tätig zu sein und Ihre Fremdsprachenkenntnisse gegebenenfalls auszubauen. Da Englisch wie schon gesagt inzwischen zum Standard in den meisten Branchen geworden ist, wird es immer schwieriger, Unternehmen dadurch von sich zu überzeugen. Bewerber, die wirklich aus der Masse herausstechen wollen, haben mehr zu bieten als nur ein bisschen Alltags-Englisch. Jede weitere Fremdsprache, die Sie zumindest in groben Zügen beherrschen, verbessert Ihre Jobchancen außerordentlich.
Info: Wer in der Schule eine „tote Sprache“ wie Latein oder Altgriechisch gelernt hat, sollte sich in Bewerbungen nur unter Umständen damit brüsten – nämlich dann, wenn in der Stellenausschreibung ausdrücklich nach den entsprechenden Sprachkenntnissen verlangt wird. Andernfalls wird es Ihrem potentiellen Chef reichlich egal sein, ob Sie ein Latinum haben oder nicht.
Fremdsprachenkenntnisse richtig in der Bewerbung angeben
Angenommen, Sie haben das Cambridge Business English Certificate und konnten außerdem während einer mehrmonatigen Reise durch Mittelamerika Spanischen lernen. Mit diesen Fremdsprachenkenntnissen können Sie sich zuversichtlich auf Jobsuche begeben. Wichtig ist allerdings, dass Sie Ihre sprachlichen Fähigkeiten auch richtig in Ihren Bewerbungsunterlagen angeben. Hierbei müssen Sie folgendes beachten:
- Sprachliche Fähigkeiten werden am Ende des Lebenslaufs unter einer eigenen Kategorie angegeben
- Sprachliche Fähigkeiten werden bestenfalls mit einem entsprechenden Zertifikat nachgewiesen, das im Anhang der Bewerbungsunterlagen zu finden ist
- Sprachliche Fähigkeiten ohne Nachweis müssen eigenständig klassifiziert werden (mehr dazu in der Tabelle unten)
- Sprachliche Fähigkeiten können mithilfe von Online-Tests klassifiziert werden
Wichtig: Häufig sind vorhandene Zertifikate schon mehrere Jahre alt und entsprechen nicht mehr dem tatsächlichen Sprach-Niveau. Gerade dann, wenn die Sprache nicht regelmäßig gesprochen wurde und eingerostet ist, empfiehlt es sich, die eigenen Kenntnisse neu einzuordnen. Hierbei helfen Ihnen verschiedene Online-Tests.
Die Klassifizierung der Fremdsprachenkenntnisse
Wenn Fremdsprachenkenntnisse im Lebenslauf angegeben werden, müssen Sie auch eine entsprechende Klassifizierung vornehmen. Nur so kann der Personaler Ihre Fähigkeiten einschätzen und entscheiden, ob Sie für eine Stelle geeignet sind oder nicht. Beim Klassifizieren haben Sie die Wahl zwischen zwei gängigen Formaten:
- die Fünf-Level-Skala
- der europäische Referenzrahmen
Beide Möglichkeiten sind sich sehr ähnlich und können auch miteinander verglichen werden, wie die nachfolgende Auflistung zeigt.
Sprachniveau: Grund- oder Basiskenntnisse
Auf diesem Sprachniveau ist Konversation auf dem Basis-Level möglich, sprich: Smalltalk
> Entspricht Level A1 bis A2 nach dem Europischen Referenzrahmen GER
Sprachniveau: Gute Kenntnisse oder konversationssicher
Auf diesem Sprachniveau sind die sprachlichen Fähigkeiten schon fortgeschritten. Der Wortschatz ist verhältnismäßig groß, da ein vertiefender Unterricht stattgefunden hat.
> Entspricht Level B1 nach dem Europischen Referenzrahmen GER
Sprachniveau: fließend
Auf diesem Sprachniveau ist viel Sicherheit vorhanden. Es kann auch über spezielle Themen gesprochen und diskutiert werden.
> Entspricht Level B2 nach dem Europischen Referenzrahmen GER
Sprachniveau: verhandlungssicher
Auf diesem Sprachniveau ist ein extrem großer Wortschatz vorhanden. Der Sprecher ist in der Lage, souverän geschäftliche Verhandlungen in einer Fremdsprache zu führen. Das Niveau wird durch vertieften Unterricht und Auslandsaufenthalte erreicht.
> Entspricht Level C1 nach dem Europischen Referenzrahmen GER
Sprachniveau: Muttersprache
Dieses Sprachniveau kann nur erreicht ist, wenn man mit der Sprache aufgewachsen ist und sie deswegen keine Fremdsprache für einen ist.
> Entspricht Level C2 nach dem Europischen Referenzrahmen GER
Sich selbst und die eigenen sprachlichen Fähigkeiten einzuschätzen ist immer schwierig. Grundsätzlich sollten Sie hierbei eines immer beachten: Bleiben Sie bei der Wahrheit. Es bringt weder Ihnen noch Ihrem zukünftigen Arbeitgeber etwas, wenn Sie Ihr Sprachniveau höher einstufen als es tatsächlich ist. Es spricht nichts dagegen, sich selbstbewusst zu präsentieren, doch Lügen haben grundsätzlich nichts in Bewerbungsunterlagen zu suchen.
Natürlich sind umfassende Fremdsprachenkenntnisse allein kein Garant für einen neuen Job. Allerdings können sie Ihre Chancen erheblich steigern. Das allein sollte Grund genug dafür sein, bestehende Fähigkeiten stetig zu festigen und neue zu erlangen. Gerade, wenn der bisherige Bewerbungsprozess erfolglos gewesen ist, kann es sinnvoll sein, seine Zeit beispielsweise in einen abendlichen Sprachkurs zu investieren. Oder warum nicht einfach das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und während des nächsten Urlaubs die eingerosteten Französisch-, Englisch- oder Spanisch-Kenntnisse wieder aktivieren, um dadurch das bisherige Sprachniveau zu verbessern? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich mit dem Thema Fremdsprachen auseinanderzusetzen. Entscheidend ist, dass Sie sich diesem niemals verschließen, sondern immer offen dafür sind.