Der versteckte Stellenmarkt: Wenn offene Stellen zum Betriebsgeheimnis werden
Von Walter Brandl am 27/03/2017Wie oder wo machen Sie sich auf die Suche nach einem neuen Job? In gängigen Job-Portalen? Klassisch über Inserate in der Zeitung? Keine Frage: Die Möglichkeiten, einen Job zu finden, sind vielfältig und weisen alle bestimmte Vor- und Nachteile auf. Die wohl größte Problematik: Je leichter eine offene Stelle zu finden ist, desto mehr Menschen werden sich darauf bewerben. Im Umkehrschluss bedeutet das wiederum, dass weniger populär platzierte Jobs weniger Konkurrenz mit sich bringen. Doch wie und wo findet man eigentlich den sogenannten versteckten Stellenmarkt?
Versteckter Stellenmarkt – Was ist das?
In Zeiten, in denen sich sogar der Tatort mit dem zwielichtigen „Darknet“ auseinandersetzt, klingt „versteckter Stellenmarkt“ irgendwie nicht besonders einladend und vertrauenswürdig. Lassen Sie sich an dieser Stelle jedoch sagen, dass es sich hierbei keinesfalls um etwas Verbotenes oder Illegales handelt. Ganz im Gegenteil: Etwa die Hälfte aller Unternehmen nutzt den versteckten Stellenmarkt aktiv, um nach neuen Mitarbeitern zu suchen. (Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB in Nürnberg) Die Erfolgsquote ist hoch und verspricht nicht nur qualifiziertes, sondern auch motiviertes Personal.
Während alle öffentlich ausgeschriebenen Stellen (im World Wide Web und über analoge Wege) als sichtbarer Stellenmarkt bezeichnet werden können, handelt es sich beim versteckten Stellenmarkt um die Jobangebote, die nicht inseriert werden. „Versteckt“ kann also zum besseren Verständnis auch als „nicht sichtbar“ verstanden werden.
Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (Kurz: KMU) nutzen gern und häufig die Möglichkeiten vom versteckten Stellenmarkt. Warum? Weil diese weitaus günstiger sind als die öffentliche Ausschreibung einer Stelle über unterschiedliche Kanäle. Doch wie genau sehen die Möglichkeiten des versteckten Jobmarktes aus?
So funktioniert der versteckte Stellenmarkt
Grundsätzlich läuft auf dem versteckten Stellenmarkt viel über Empfehlungen, „Vitamin B“ und Mundpropaganda ab. Mit anderen Worten: Es wird intern im Unternehmen kommuniziert, dass eine offene Stelle besetzt werden soll und die Mitarbeiter dürfen verschiedene Personen für den Job vorschlagen.
Der große Vorteil, der sich aus den Empfehlungen ergibt, ist, dass die Gefahr einer „Fehlbesetzung“ deutlich sinkt. Während es bei der Stellenausschreibung auf dem offenen Jobmarkt häufig um Quantität geht, steht der versteckte viel mehr für Qualität. Ein Mitarbeiter empfiehlt ja nicht einfach irgendwen, sondern nur denjenigen, der auch wirklich für die Stelle geeignet ist.
Nicht selten sind öffentlich ausgeschriebene Stellen nichts weiter als Imagewerbung für ein Unternehmen. Der angepriesene Job ist häufig schon vergeben.
Wie kommt man an eine der versteckten Stellen?
Wenn Sie gerade auf der Jobsuche sind und Ihre Chancen noch weiter steigern wollen, ist es durchaus sinnvoll, sich auch für den versteckten Stellenmarkt zu öffnen. Wie Sie diesen finden, verraten Ihnen die folgenden Tipps.
Offene Kommunikation
Die oberste Regel bei der Jobsuche über den versteckten Stellenmarkt ist Offenheit. Kommunizieren Sie in Gegenwart von Familie, Freunden und Bekannten, dass Sie Ihrer Karriere einen neuen Anstrich verpassen wollen und daher auf Jobsuche sind. Das erhöht Ihre Chancen, als potentieller Kandidat für eine passende Stelle vorgeschlagen zu werden. Ihr Name wird grundsätzlich viel eher fallen, wenn andere darüber informiert sind, dass Sie zu einem Jobwechsel bereit sind.
Aktives Netzwerken
Sie haben das Gefühl, dass Ihnen Ihr bestehendes Netzwerk die Türen zum versteckten Jobmarkt nicht weit genug öffnet? Dann ist es sinnvoll, es aktiv zu erweitern. Besuchen Sie beispielsweise branchenspezifische Stammtische, um einerseits den fachlichen Austausch zu anderen zu suchen und andererseits Kontakte zu knüpfen, die konkrete Jobchancen mit sich bringen. Eine andere Möglichkeit sind Karrieremessen, Mastermind-Gruppen oder auch Veranstaltungen mit Business-Charakter. Selbst ein lockerer Kneipenabend, zu dem jeder eine Person mitbringt, die die anderen noch nicht kennen, kann Ihrem Netzwerk wertvollen neuen Input liefern und den Traumjob ein Stückchen näher bringen.
Social Media
Eine besondere Form des Networkings findet in den sozialen Netzwerken statt. Da sich hierüber fast schon unendlich viele Möglichkeiten ergeben, soll diese Möglichkeit noch einmal gesondert vorgestellt werden. Wenn es um das Thema Jobsuche geht, sind natürlich Karriere-Netzwerke wie Xing und LinkedIn ganz vorn mit dabei. Wenn Sie hier vom versteckten Stellenmarkt profitieren wollen, sollten Sie einen entsprechenden Vermerk in Ihrem Profil unterbringen. Doch Vorsicht: Nicht jeder Arbeitgeber sieht es gern, dass sich die Mitarbeiter nach einem neuen Job umschauen. In diesem Fall hilft ein kleiner Trick: Verschleiern Sie Ihre Bereitschaft, den Job zu wechseln, mit Formulierungen wie „Immer offen für Neues“ oder „Interessiert an einer vielfältigen Karriere“.
Ein zweites Netzwerk, das Ihnen Zutritt zum versteckten Stellenmarkt verschaffen kann, ist Facebook. Hier sollten Sie vor allem in den unzähligen Gruppen aktiv werden und die Augen offen halten.
Auf Facebook gibt es sowohl allgemeine als auch sehr spezifische Gruppen (und alles dazwischen) für jedes erdenkliche Thema. Wenn Sie auf der Suche nach einem anspruchsvollen Job sind, empfehlen wir ganz klar die spezifischen Gruppen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist die Gruppe „Digital Media Women“. Hier werden zwar nicht ausschließlich Jobs vermittelt, doch kann durchaus die Rede von einer hohen inhaltlichen Qualität sein.
Initiativ bewerben
Ein Weg, der gern außer Acht gelassen wird, wenn es um den versteckten Arbeitsmarkt geht, ist die Initiativbewerbung. Überzeugende Bewerbungsunterlagen kombiniert mit dem kleinen Quäntchen Glück können durchaus das Ticket zum neuen Beruf sein. Hier kommt es häufig auf das richtige Timing an, auf das Sie als Bewerber kaum Einfluss haben. Entweder Ihre Bewerbung kommt zur richtigen Zeit (nämlich dann, wenn eine entsprechende Stelle tatsächlich besetzt werden muss) oder nicht.
Hinweis: Die Erfolgsquote einer Initiativbewerbung steigt proportional zur Berufserfahrung.
Spezial-Jobbörsen als „teil-versteckter“ Stellenmarkt
Empfehlungen, Netzwerken, Initiativbewerbungen – das klingt alles schön und gut, aber Ihnen fehlt noch immer etwas Handfestes? Dann könnten Spezial-Jobbörsen interessant für Sie sein. Online-Jobbörsen, die sich beispielsweise auf eine bestimmte Branche oder ein Themengebiet wie Nachhaltigkeit fokussieren, werden noch immer von vielen Arbeitnehmern missachtet. Sich hier auf Jobsuche begeben kann also durchaus erfolgversprechend sein, da Sie mit weniger Konkurrenz rechnen müssen. Wenn man so will, sind Spezial-Jobbörsen eine Art „teil-versteckter“ Stellenmarkt, der nur darauf wartet, von Ihnen entdeckt zu werden.
Den versteckten Stellenmarkt zu finden, beziehungsweise ihn zu betreten, kann zu Beginn durchaus eine kleine Herausforderung sein. Wer es jedoch einmal geschafft hat, profitiert meist schnell von den Vorteilen dieser Jobsuche. Unser Fazit lautet daher: Schließen Sie die Möglichkeiten vom versteckten Jobmarkt nicht aus, sondern nutzen Sie sie aktiv, um einen neuen Job zu finden. Es lohnt sich.