Wenn es um die Digitalisierung der Arbeitswelt geht, geraten derzeit viele Menschen ganz automatisch ins Schwärmen. Da geht es um spannende neue Berufe, innovative Möglichkeiten, seinen Arbeitsplatz zu gestalten und die Chance, Arbeit an sich neu zu definieren. Es stimmt durchaus: Die digitale Arbeitswelt bringt eine ganze Reihe Vorteile mit sich. Allerdings ist das auch nur die eine Seite der Medaille. Um das Thema umfassend zu beleuchten, muss man auch immer die Nachteile beziehungsweise Risiken genau unter die Lupe nehmen. In diesem Beitrag sollen die Licht- und Schattenseiten der digitalen Arbeitswelt einmal gegenübergestellt werden.

Die Veränderung der Berufe

Erwartet uns mit der fortschreitenden Digitalisierung ein großes Berufesterben? Mit dieser Frage haben wir uns in diesem Artikel in unserem Magazin auseinandergesetzt. 

Die Quintessenz des Beitrags: Ja, einige Berufe werden die Digitalisierung nicht überleben. Viel mehr jedoch werden sich im Zuge des digitalen Wandels wandeln und an die neuen Bedingungen und Herausforderungen anpassen. Außerdem entstehen schon jetzt viele neue Berufe, die es ohne die Digitalisierung nicht geben würde.

Die größte Herausforderung für Arbeitnehmer besteht darin, die anstehenden Veränderungen zu akzeptieren und sich nicht vor diesen zu verschließen. Ob man es will oder nicht: Die Arbeitswelt von morgen sieht anders aus als die von gestern und heute. Für diejenigen, die dadurch ihren bisherigen Job verlieren, stellt das natürlich ganz subjektiv betrachtet einen Nachteil dar. Für die große Mehrheit ist es jedoch ein enormer Vorteil, da Berufe beispielsweise immer flexibler werden und neue Arbeitsmodelle wie das Cloudworking einen individuellen Arbeitsalltag ermöglichen.

Die ständige Erreichbarkeit

Bleiben wir an dieser Stelle gleich noch einmal bei den neuen Arbeitsmodellen. Dass Mitarbeiter die Möglichkeit bekommen, beispielsweise im Home Office zu arbeiten, ist inzwischen keine Seltenheit mehr – schließlich sorgen Smartphone, Emails und die unternehmensinterne Cloud dafür, dass der Kollege immer erreichbar ist und Zugriff auf alle Daten hat, die er benötigt.

In erster Linie ist diese neue Flexibilität natürlich eine große Chance, die die digitale Arbeitswelt mit sich bringt. Erwerbstätige müssen nicht mehr ihre Zeit im Büro absitzen, sondern können individuell entscheiden, wann und wo sie arbeiten. Dass dieses Prinzip keinesfalls zum Faulenzen animiert, sondern sogar die Produktivität steigert, ist längst nachgewiesen und kann auch durch Einzelbeispiele belegt werden.

Trotzdem hat die Sache auch einen gewaltigen Haken – nämlich die bereits angesprochene permanente Erreichbarkeit, die von vielen Seiten scharf kritisiert wird. Wenn die Grenzen zwischen Arbeit und Beruf verschwimmen und sich beides miteinander verbindet, mag das für den Einen großartig sein. Für den anderen ist es jedoch eine Dauerbelastung, die mit permanentem Stress einhergeht und auf lange Sicht hochgradig gesundheitsgefährdend ist.

Arbeitgeber müssen erkennen, dass Lösungen wie das Home Office zwar durchaus förderlich für das Unternehmen sein können, das Privatleben der Mitarbeiter jedoch auch respektiert werden muss. Heißt konkret: Keine Anrufe ab X Uhr, keine Emails während der Urlaubszeit, usw. Die Möglichkeit des orts- und zeitunabhängigen Arbeitens ist für viele ein großer Segen – kann aber auch schnell zum Fluch werden.

Anpassungen im Arbeitsrecht

Wenn Arbeitgeber Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, im Home Office zu arbeiten, haben sie häufig nicht auf dem Schirm, dass auch im heimischen Büro die gängigen Arbeitsschutzmaßnahmen und -regelungen gelten. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, zu überprüfen oder überprüfen zu lassen, ob der Arbeitsplatz den Anforderungen entspricht und ein sicheres Arbeiten möglich ist.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, das bestehende Arbeitsrecht an die neuen Herausforderungen anzupassen. Es wird in Zukunft noch zahlreiche Änderungen geben, die den Wandel der Arbeitswelt einmal mehr deutlich unterstreichen. Das Risiko besteht darin, dass die Änderungen nicht parallel zu den Entwicklungen erfolgen. Sprich: Dass Situationen in der Praxis auftreten, die in der Theorie noch gar nicht (rechtlich) geregelt sind.

Datenschutz und Sicherheit

Allein beim Lesen dieser beiden Begriffe stellen sich vielen wahrscheinlich die Nackenhaare hoch. Ja, es gibt eindeutig angenehmere Themen – was allerdings nicht bedeutet, dass man die Augen vor Datenschutz und Sicherheit (im WWW) verschließen darf. Ganz im Gegenteil. Bei diesen beiden Aspekten handelt es sich wohl um die größten Risiken beziehungsweise Schattenseiten, die die digitale Transformation der Arbeitswelt mit sich bringt.

Natürlich ist es in erster Linie die Aufgabe des Arbeitgebers, sich damit zu befassen und beispielsweise ein umfangreiches Sicherheitskonzept aufzustellen, wenn das Unternehmen auf cloudbasierte Arbeitsmethoden umstellt. Das heißt jedoch nicht, dass Sie als Angestellter unbehelligt und naiv durch die digitale Welt wandeln dürfen. Selbstverständlich spielen Themen wie Datenschutz und Sicherheit nämlich auch im privaten Umfeld eine Rolle und dürfen nie missachtet werden. Es ist unverzichtbar, dass das Bewusstsein für diese und weitere Aspekte – beispielsweise der Umgang mit geistigem Eigentum anderer im Internet – geschärft und sensibilisiert wird.

Weg vom klassischen 9 to 5-Job

Die Generation Y macht es vor, immer mehr Vertreter anderer Generationen machen es nach. Die Ära des klassischen 9 to 5-Jobs befindet sich in den letzten Ausläufern und macht Platz für vielfältigere Modelle. Egal ob Gleit- und Vertrauensarbeitszeit oder Multi-Jobber, Home Office- oder Coworking-Fan – die moderne Arbeitswelt hat jetzt schon so viel mehr zu bieten als je zuvor. Über all den unterschiedlichen Möglichkeiten steht der Wunsch nach Selbstverwirklichung. Menschen arbeiten nicht mehr nur, um Geld zu verdienen, sie wollen eine Beschäftigung, die sie erfüllt und die (in ihren Augen) einen Sinn hat.

Damit endet allmählich die Zeit der traditionellen Lohnarbeit, in der es wirklich nur darum ging, Geld zu verdienen, um die Familie zu ernähren. Natürlich ist dieser Aspekt auch heute noch wichtig, doch wollen die Menschen nicht mehr nur leben um zu arbeiten, sondern arbeiten um zu leben.

Chancen und Risiken der digitalen Arbeitswelt im Überblick