Bewerbermagazin - Expertenrat für Ihre Bewerbungs- und Karrierefragen

7 Rhetorik-Tipps für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch

7 Rhetorik Tipps fuer ein erfolgreiches Vorstellungsgespraech Photo by rawpixel.com on Unsplash

Bewerber, die eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten, haben allen Grund zur Freude. Denn Sie haben nicht nur die erste große Hürde gemeistert, sondern auch die Chance, das Unternehmen persönlich von den eigenen Stärken und Vorzügen zu überzeugen. Damit das jedoch auch wirklich klappt, ist es wichtig, ein paar „Spielregeln“ zu beachten. Um sich von einer möglichst guten Seite zu präsentieren, sollten Sie zum Beispiel ganz genau überlegen, wie Sie was ausdrücken. Die nachfolgenden Rhetorik-Tipps sind Ihnen dabei behilflich.

#1 Rhetorische Pausen

Einer der wohl bekanntesten und gleichzeitig auch effizientesten Rhetorik-Tricks ist die rhetorische Pause – eine kleine Unterbrechung Ihres Redeflusses, die augenblicklich eine große Wirkung entfaltet. Indem Sie in einem Moment innehalten, in dem Ihr Gegenüber nicht damit rechnet, erhalten Sie ganz automatisch seine volle Aufmerksamkeit. Aus diesem Grund werden rhetorische Pausen vor allem vor besonders wichtigen Aussagen eingelegt. Dann können Sie sich sicher sein, auch tatsächlich Gehör zu finden.

Ein weiterer Vorteil der rhetorischen Pause: Sie verlangsamen Ihren Redefluss und können somit Ihre Nervosität in den Griff bekommen. Immer dann, wenn Sie merken, dass sich Ihre Worte fast schon überschlagen und die Zunge droht, sich zu verknoten, ist es ratsam, eine kleine rhetorische Pause einzulegen. Diese bietet Ihnen die Möglichkeit, sich wieder zu sammeln und kurz über Ihre nächsten Worte nachzudenken. Auch Ihr Gesprächspartner hat dann die Chance, einmal kurz durchzuatmen.

#2 Keine Konjunktive

Sie wollen im Vorstellungsgespräch gern selbstbewusst, bestimmt und entschlossen rüber kommen? Dann machen Sie unbedingt einen großen Bogen um Konjunktive. Würde, wäre, könnte – diese und ähnliche Formulierungsansätze lassen Sie schnell unentschlossen und auch angreifbar wirken. Machen Sie sich nicht selbst zum Spielball, sondern demonstrieren Sie Stärke, indem Sie Ihre Aussagen ohne Konjunktiv formulieren. Hier ein kleines Beispiel, das die Wirkung dieses Rhetorik-Tipp für Vorstellungsgespräche unterstreicht:

„Wenn es für Sie in Ordnung wäre, dann würde ich gern in Gleitzeit arbeiten, um mein Kind optimal betreuen zu können.“

„Ich möchte gern mein Kind optimal betreuen und darum bitte in Gleitzeit arbeiten.“

Viele Bewerber haben Angst, dass ihre Aussage durch den Wegfall eines Konjunktiv schnell unhöflich und zu fordernd wirkt. Das gerade genannte Beispiel dürfte jedoch beweisen, dass dem nicht so ist. Es kommt immer auch darauf an, welche Worte Sie wählen (zum Beispiel „Ich möchte“ anstatt „Ich will“).

#3 Aktive Formulierungen

Eine ähnliche Wirkung wie der Wegfall von Konjunktiven haben auch aktive Formulierungen. Diese unterstreichen einmal mehr, dass Sie die entsprechende Stelle wirklich wollen und auch bereit sind, dafür etwas zu tun. Bleiben wir beim Gleitzeit-Beispiel, um die Wirkung von aktiven Formulierungen zu demonstrieren.

passiv: „Kann in Ihrem Unternehmen in Gleitzeit gearbeitet werden?“

aktiv: „Kann (nicht könnte – weil Konjunktiv!) ich auch in Gleitzeit arbeiten?“

alternativ aktiv: „Kann man in Ihrem Unternehmen auch in Gleitzeit arbeiten?“

Natürlich ist es recht unwahrscheinlich, dass Sie im Bewerbungsgespräch vor jedem Satz genau überprüfen, ob es sich um eine aktive oder passive Formulierung handelt. Da zu viel Nachdenken die Konversation stark beeinträchtigt, sollten Sie sich einfach folgendes merken und so gut wie möglich anwenden:

Das Subjekt hat immer Vorrang!

Was ein Subjekt ist? Zum Beispiel „ich“, „man“, „Arbeitgeber XY“ oder „Sie“ (also der Gesprächspartner).

#4 Klare Aussagen

„Wenn es etwas gibt, was Personaldienstmitarbeiter in Vorstellungsgesprächen in den Wahnsinn treibt, dann sind es Bewerber, die nicht auf den Punkt kommen und stattdessen um den heißen Brei herumreden.“

„Personaldienstmitarbeiter mögen es nicht, wenn der Bewerber im Vorstellungsgespräch zu viel redet.“

Na, haben Sie den Unterschied bemerkt? Beide Sätze haben die gleiche Aussage. Doch während sich der erste in die Länge zieht und (größtenteils unwichtige oder sich wiederholende) Details aufgreift, ist der zweite kurz und knackig – eben genau so wie es sich für ein Vorstellungsgespräch gehört.

Denken Sie immer daran, dass es sich hierbei nicht um einen netten Kaffeeklatsch, sondern ein Jobinterview handelt. Natürlich gelten auch hier die gängigen Höflichkeitsregeln, doch heißt das nicht automatisch, dass Sie ins Schwafeln geraten dürfen.

Grundsätzlich gilt: Vermeiden Sie Schachtelsätze. Formulieren Sie stattdessen lieber mehrere Hauptsätze. Lassen Sie Füllwörter weg. Vermeiden Sie „Ähms“ und konzentrieren Sie sich auf die Kernaussage des Satzes.

#5 Dynamischer Redefluss

Kennen Sie diese schier endlosen Reden, bei denen jeder Zuhörer früher oder später abschaltet? Genau so etwas sollten Sie im Vorstellungsgespräch unbedingt vermeiden. Bittet Sie der Personaler beispielsweise, sich vorzustellen und Ihre bisherige Karriere in ein paar Sätzen zusammenzufassen, dürfen Sie ruhig in die Trickkiste greifen und Ihrem Gegenüber etwas bieten. Wer in einen monotonen Singsang verfällt und seinen Gesprächspartner damit systematisch einlullt, hat im Grunde genommen schon verloren.

Besser: Setzen Sie rhetorische Pausen ein. Variieren Sie kurze und längere Sätze. Achten Sie auf eine spannende Intonation. Verwenden Sie interessante oder auch extravagante Wörter, die den Personaler aufhorchen lassen.

#6 Sprichwörter sparsam einsetzen

Sprichwörter und Redewendungen sind beliebte Lückenfüller, die häufig dann zum Einsatz kommen, wenn einem die passenden Wörter fehlen. Wenn Sie tatsächlich zur Unterhaltung passen und einen gewissen Mehrwert bieten, ist das grundsätzlich in Ordnung. Doch sollten Sie Sprichwörter auf gar keinen Fall nur nutzen, um überhaupt etwas zu sagen. Erfahrene Personaler werden sofort bemerken, dass Sie mit Ihrem Latein am Ende sind.

Zwei weitere Stolpersteine, die mit dem Einsatz von Sprichwörtern verknüpft sind:

  • Sie geben das Sprichwort nicht korrekt wieder oder kombinieren versehentlich zwei verschiedene Redewendungen miteinander. Das erweckt schnell den Eindruck von großer Nervosität und/oder Unwissenheit.

  • Sie kennen nicht die Bedeutung eines Sprichworts und verwenden es im falschen Kontext. Auch das lässt Sie augenblicklich in einem schlechten Licht dastehen.

 

#7 Das Beste zum Schluss

Sie sind fest davon überzeugt, dass Sie der oder die Richtige für die Stelle XY sind? Dann heben Sie sich das stärkstes Argument, das für Sie spricht, bis zum Schluss auf. Wenn der Personaler der Meinung ist, dass alles gesagt wurde, wird er umso überraschter sein, wenn Sie noch einen drauf setzen.

Ihr Gegenüber wird mit großer Wahrscheinlichkeit beeindruckt sein, dass Sie Ihr Pulver nicht gleich zu Beginn verschossen haben, sondern es sich bis zum Schluss aufgehoben haben. Dieser rhetorische Trick für Vorstellungsgespräche unterstreicht gleich mehrere positive Charaktereigenschaften wie zum Beispiel:

  • Geduld
  • Bescheidenheit
  • Entschlossenheit
  • Aufmerksamkeit/Konzentration bis zum Schluss
  • Kampfgeist


Wie Sie sehen, gibt es viele kleine und manchmal auch größere rhetorische Handgriffe, die Ihnen im Vorstellungsgespräch behilflich sein können. Wichtig ist, dass Sie Ihre Aussagen stets sorgfältig überdenken und sich nicht von Ihrer Aufregung überrollen lassen.